Lebensmittelgeschäft Werner Eckmeyer

antik fridrich_0008Der Laden von Werner Eckmeyer steht zwar heute noch, seit langem aber schon steht er leer. Einsam und verlassen wartet er auf Kunden, die nicht mehr kommen. REWE oder Netto, oder wie sie alle heißen, haben ihm längst den Rang abgelaufen. Wo früher Regale standen, ist heut‘ gähnende Leere. Statt Bonbons, Gemüse und Obst gibt es dort nur noch kahle Wände.

1823 – so erzählt die Wiesauer Chronik – wurde das Grundstück vom Staat erworben und ein Haus darauf gebaut. (Wenn man sich das Anwesen an Ort und Stelle anschaut, dann stellt man fest: Viel an Garten oder sonst. Grundstück ist nicht dabei). 1879 wurde daraus dann ein Laden. Das älteste – nachweisbare – Geschäft in Wiesau, wie einstmals auf einem alten Schild zu lesen war, soll es gewesen sein.

Härtl Anna / Laden / Kreuzbergkirche 1991

Wolfgang Eckmeyer, den wir hier vorne am Bild stehen sehen, taucht 1885 als Geschäftsinhaber auf, 1926 wurde das Ladengeschäft von Josef Härtl übernommen. Drei Jahre nach dem 2. Weltkrieg wurde es zu dem was wir landauf landab als die „Härtl Anna“ kennen.

Ich habe es ja schon oft erzählt, die „Härtl Anna“ (eigentlich Geschwister Härtl) war unser Dreh- und Angelpunkt schlechthin. Die meisten verfügbaren Zehnerl trugen wir hinunter ins Dorf (sofern sie nicht für Sechfertl Eis bestimmt waren). Ein Fähnchen – links am Eingang – verkündete: Es gibt Speiseeis; EVA Eis um es genau zu sagen. Die länglich geformte und in feines Stanniolpapier gewickelte Würfelköstlichkeit schmeckte, trotz des niedrigen Preises, hervorragend. Nur der Holzstecken in der Mitte störte mich etwas. Da rieselte es mir schon eiskalt den Rücken runter wenn ich nur daran dachte. Gänsehaut macht sich auch heute noch breit. Aber da musste man durch. Mit stoischer Tapferkeit und ein paar Tricks schaffte ich das auch stets. Wie glücklich war ich, als das Holzteil irgendwann gegen ein (gelochtes) Kunststoffteil ersetzt wurde. Aber nicht lange; aus Kostengründen wurde die Idee schnell wieder verworfen, ab sofort gab’s wieder Steckerleis mit Holzgriff.

Die Sortenvielfalt war – für die damalige Zeit – schon sehr großzügig gestaltet. Es gab Vanille, Nuss, Zitrone, Erdbeere und Schokolade. Damit man das auseinanderhalten konnte war das Papier jeweils anders gefärbt: Vannille gelblich weiß, Nuss grün, Zitrone gelb, Erdbeere…. usw. Kann sein dass es auch noch andere Geschmacksrichtungen gab, aber daran erinnere ich mich leider nicht mehr. Dahingehend habe ich meine „Festplatte“ leider einmal – wohl versehentlich – formatiert. Vanille aber – das weiß ich noch ganz genau – war mein Favorit, Schoko wieder weniger. Mit Zitrone war das so eine Sache, das holte man sich wenn einem mal danach war. Das war wie ein Kick, ein Schuss in den Gaumen. Weil sauer und zitronig der Geschmack. Unmengen an Zitronensäure muss da – damals – wohl da reingemanscht worden sein. Anders kann ich mir das nicht erklären. Dass ich mir ein Zitroeis holte kam aber eher selten vor, weil das Vanilleeis ja so gut schmeckte.

Dass es dort auch Fünferl- und Zehnerlschokolade offen und stückchen- (also ripperl-) weise gab – glaub ich – habe ich schon mal erzählt. Die einfache war billiger, für ein Zehnerl bekam man ein Rippchen mit Nüssen drin. Eine Unmenge an Fünferl oder Zehnerl landeten – fast regelmäßig – auf Anna Ladentisch und verschwanden dort für immer in einem Blechschälchen, wo sie das Geld aufbewahrte. Viele Münzen kamen vom Kreuzberg. Oma sah das überhaupt nicht gerne, ermahnte uns stets: „Döits spoarn Boum, es kumma a mal wieder schlechte Zeiten.“ Diese kannte sie – einmal verheizte sie (versehentlich) den Wochenlohn, den Opa Xaver vom Tonwerk mit heimbrachte.

Anna Härtls Laden steht schon seit vielen Jahren leer, der Prinz oder die Prinzessin die das Haus aus seinem Dornröschenschlaf wachküssen sollen lässt noch auf sich warten. Schaun mer mal, wenigstens in der Erinnerung sagt die Härtl Anna oft zu mir: „Ja wer kummt denn dou? Ach – die Pauknerboum vom Kreizberch saans. Mir hob’n heit alles frisch einagröigt. Wos gröigt’s denn nou?“


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