Der Lindner Luck am Kreuzberg

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Schreinermeister Ludwig Lindner in seiner Schreinerei am Kreuzberg (ca. 1955)

Heute kehren wir nochmal zurück in die Schreinerwerkstatt vom Lindner (bzw. „Schreiner-„)  Luck am Kreuzberg. Das Foto dürfte vor rund 50 Jahren entstanden sein. In diesem Zusammenhang möchte ich euch heute mal eine kleine Geschichte erzählen, die mich – per Brief – vor wenigen Monaten erreichte:

Der Lindner Luck war – wie schon mal gesagt – ein Original. Leider ist diese Menschenrasse ja vom Aussterben bedroht.

Mit rund 16 Jahren kam der Ludwig (wie er mit Taufnamen hieß – jedoch nur der „Luck“ genannt wurde) ins Wehrertüchtigungslager nach Pocking. Dort machte er – gemeinsam mit einem Freund – eine Ausbildung als Flieger.

Lucks Begeisterung für die Fliegerei ließ dort aber relativ schnell nach. Das ging aus einem Brief hervor, den er wenige Tage nach Beginn der Ausbildung nach Hause geschickt hatte: „…Gott sei’s getrommelt und gepfiffen, nun werden wir noch drei Wochen in Pocking geschliffen…“

Gemeinsam mit ein paar Kollegen wurde er dann in die Nähe von Eger geschickt. Dort sollten sie Waffen und Motorräder besorgen. In Eger jedoch war zu jener Zeit schon nichts mehr zu holen. Daher wurden sie unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt.

Bis zum Egerer Bahnhof waren es noch gut sechs Kilometer. Immer wieder pfiffen die Tiefflieger über sie hinweg. Das beeindruckte den Luck keineswegs. Gemütlich setzte er sich an den Straßenrand, stopfte sich ein Pfeifchen (er hatte immer was zu Rauchen dabei) und ließ sich weder durch Betteln oder Bitten, schon gar nicht unter Zwang dazu bewegen weiterzugehen.
Als der Zug im Bahnhof einfuhr war auch der Luck wieder da. Luck hatte – wie immer – die Ruhe weg.

Die Begeisterung für die Fliegerei war damit aber auch beendet. Fortan widmete er sich nur noch seiner Tischlerei und Schnitzerei. Das konnte Luck eh besser, wahre Meisterwerke entstanden.

Seine Privatgemächer durften aber nur ganz gute Freunde besuchen.

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Der Lindner Luck bei der Arbeit (ca. 1960)

Warum auch immer, der Schreiner Luck hatte nie was dagegen, wenn wir uns Kreuzbergkinder in seiner Schreinerei umsahen. Der Geruch von Holz, Leim und Farbe faszinierte uns, gerne sahen wir ihm bei seiner Arbeit zu. Im Nebengebäude hatte er einen alten Lloyd stehen, den bezogen wir selbstverständlich in unser Spiel mit ein. Manchmal versorgte uns der Luck auch mit Holzspielsachen, z. B. Holzschwertern.

Dem wortkargen Mann umgab immer eine geheimnisvolle Aura. Einige Räume durften wir nicht betreten – das war verboten – was ihn noch geheimnisvoller machte. Rausgeschmissen hat er uns Quälgeister jedoch nie! Irgendwie hatte er ein Herz für uns Kreuzbergkinder. Der Schreiner Luck ist schon lange im Himmel, was er da oben wohl treiben wird?

Vor einigen Tagen habe ich ein Foto vom Lindner Luck (in seinen jungen Jahren) auftreiben können. Es zeigt ihn in seiner Schreinerei – am Kreuzbergweg.


Ein Gedanke zu “Der Lindner Luck am Kreuzberg

  1. Hallo Herr Robl, mein Mann ist der Sohn vom Plank Lehrer, der karl Heinz. Er war auch sehr eng mit dem Lindner Luck befreundet. Der Luck hat uns eine schöne Essecke gemacht. Ich habe mich gefreut, etwas von diesem Original von Ihnen zu lesen. Wir hatten gehört, dass der Luck gestorben ist. Herzliche Grüsse nach Wiesau! Hella Plank.

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