Die Freiwillige Feuerwehr Wiesau

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Andreas Höfer – erster Kommandant der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr Wiesau (1872)

Im Jahr 1973 – anlässlich ihres 100. Gründungsfestes – konnte man über die Gründung der freiwilligen Feuerwehr Wiesau folgendes nachlesen:

„22 Männer taten sich zusammen und begründeten am 8. März 1872 die Feuerwehr Wiesau. Offiziell jedoch wurde das Datum 20.4.1873 als der Gründungstag festgehalten…“

Die 1872 gegründete Wehr wurde also erst ein Jahr nach ihrer Gründung offiziell bestätigt. Wie die Chronik weiter berichtet, seien die langsam arbeiteten Mühlen der Behörden daran schuld gewesen.

Wie auch immer. Bei der Gründungsversammlung wurden Wolfgang Eckmeyer zum 1. Vorstand und Andreas Höfer zum 1. Kommandanten gewählt. Die Wiesauer Feuerwehr war nach Tirschenreuth, Waldsassen, Falkenberg, Plößberg und Wildenau – die alle 1869 gegründet wurden – die 6. freiwillige Feuerwehr im damaligen Bezirksamt Tirschenreuth. Daraus ist zu schließen, dass in all den genannten Jahren gezielt auf die Gründung von freiwilligen Feuerwehren hin gearbeitet wurde.

Aus der langen Vereinsgeschichte ist besonders erwähnenswert, dass die Wehr nicht nur bei ihren eigentlichen Aufgaben sehr rege war, sondern dass sie auch das kulturelle Leben in Wiesau sehr bereicherte. Ab 1898 begann sie mit der Aufführung von Theaterstücken. Der Erlös sollte als Vorschuss zur Fahnenweihe 1899 dienen. Die Fahne blieb als Vereinssymbol bis zum heutigen Tag erhalten. (Anm.: Wir erinnern uns, dass wenige Jahre vor Ausbruch des 2. Weltkrieges die große Fahnenverbrennung am Platz vor dem Gasthaus „Zur Linde“ stattfand). Anlässlich des 110jährigen Gründungsfestes 1982 erfolgte die Weihe einer neuen Fahne. Wie schon die alte Fahne trägt auch sie den Wahlspruch: „Gott zur Ehr‘, dem Nächsten zur Wehr.“Auf der Rückseite zeigt sie das Gemeindewappen.

Jubiläen feierte die Wiesauer Feuerwehr 1912, 1924, 1952, 1972 und 1982. Heute ist Thorsten Meiler 1. Kommandant, Manfred Beer ist 1. Vorsitzender des Feuerwehrvereins.

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In Wiesau noch in Erinnerung ist der Großbrand von 1848. Eigentlich brach das Feuer ja in Mühlhof – im Anwesen Weiß (Ellerhof – Mühlhof 2) – aus. Wie das Feuer auf Wiesau übergriff schildert der damaligen Pfarrer Michael Unger wie folgt:

„Am 5.ten April brannte es in Mühlhof bei Wiesau. Während die meisten Leute und der Unterzeichnete dortselbst waren, um zu löschen und zu retten, flogen brennende Trümmer durch den heftigen Wind nach Wiesau, ergriffen ein Strohdach und in der Zeit einer nicht ganzen Stunde lagen 29 Häuser samt ihrer Nebengebäude in Asche. Auch ein Pfarrgebäude in der Nähe des Pfarrhofes wurde ein Raub der Flammen und ein anderes schon ergriffen wurde nur durch herbeikommende Löschmaschinen mit der größten Anstrengung und dadurch Pfarrhof und Kirche gerettet…“

Die vom Brand betroffenen Anwesen sind heute noch erfassbar, da beim Wiederaufbau Veränderungen an den Gebäuden vorgenommen wurden und daher auch die Haussteuer neu festgelegt wurde.

Die Brandkatastrophe war ein harter Schlag für Wiesau. Die Auszahlung der Brandversicherungssumme zögerte sich unendlich hinaus. Fast ein Jahr nach dem Großbrand war noch kein einziger Pfennig an die Brandleider ausbezahlt. Viele waren viel zu niedrig versichert.

Auch dazu verfasste Pfarrer Unger 1850 ein Protokoll: „…Wiesau, schon früher viele arme Gemeindemitglieder zählend ist im Jahr 1848 von einem großen Brandunglück heimgesucht worden… Die Mehrzahl ist mit Schulden überladen und kann sich nicht mehr erholen…“

Dazu muss jedoch ergänzt werden, dass der Staat auf andere Weise den Brandleidern unter die Arme griff. Auf Jahre hinaus wurde ihnen ein Teil ihrer Steuern erlassen.

Der Wiederaufbau hat sich bei einigen Anwesen sicher eine gewisse Zeit in Anspruch genommen. Schnell ging es bei den Ökonomiegebäuden und beim Pfarrhaus. Einige Wiesauer entschlossen sich, ihr Anwesen nicht mehr an der alten Stelle aufzubauen und zogen hinauf auf den Kreuzberg.

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Großbrand in Wiesau 1916

24 Jahre nach der großen Brandkatastrophe in Wiesau traf es erneut  – diesmal in Triebendorf -die Menschen sehr hart.

Am 13. September 1872 – es war ein Freitag – wurden die Triebendorfer aus ihrer spätsommerlichen Ruhe geschreckt. 6 Bauernhöfe standen in Flammen, als Brandursache konnte ein fahrlässiger Umgang mit der damals noch neuen Technik ermittelt werden.

Zum Dreschen nämlich verwendete man eine „Dampfdreschmaschine“. Sie bestand aus einer Dreschmaschine und einer Lokomotive, die zum Antrieb diente und beheizt werden musste. Die Anlage stand an besagtem Freitag im Anwesen des Bauern Johann Stock (Anm. Veitenhof – heutige Hs. Nr. Triebendorf 2). Die Dreschmaschine selber war zur Hälfte im Stadel, die Antriebsmaschine (die Lokomotive) war außerhalb. Aus Sparsamkeitsgründen beginn man einen folgenschweren Fehler. Statt wie vorgeschrieben mit Steinkohle beheizte man die Lokomotive mit Holz (das wurde auch von Zeugen bestätigt). Die Folge war eine übermäßige Funkenbildung. Da zu allem Unglück auch noch die Windrichtung stimmte, passierte es. Um 11.15 Uhr ging das Feuer bei Johann Stock auf. In kürzester Zeit standen fünf weitere Anwesen in Flammen:

Hs. Nr. 1: Theres Thoma (Großenbauer)
Hs. Nr. 2: Johann Stock (Veitenhof)
Hs. Nr. 3: Anna Maria Mayerhöfer (Ellerhof)
Hs. Nr. 8: Bartl Oppl (Modlhof)
Hs. Nr. 9: Maria Thoma (Neubauernhof)
Hs. Nr. 10: Johann Zeitler (Wölflhof)

Von den Immobilien konnten die Brandleider fast nichts retten. Die Brand hatte dann ein Nachspiel: Der Maschinenwärter Hankl und der Bauer Franz Josef Thoma wurden wegen fahrlässiger Brandstiftung zu drei Monaten Haftstrafe verurteilt. Aus einem Schreiben der Staatsanwaltschaft (von 17. April 1873) geht hervor, dass Thoma Berufung einlegte und freigesprochen wurde. Hankl (der Maschinenwärter) musste ab dem 27. Februar im Weidener Bezirksgefängnis seine Haftstrafe abbüßen.

Der Brand in Wiesau war übrigens auch der entscheidende Anstoß zur Gründung einer Feuerwehr in Wiesau.

1916 kam es dann erneut zu einer großen Katastrophe, als die Anwesen Eckmeyer, Summer und Kellner niederbrannten. Kinder hatten mit Feuerwerkskörpern gezündelt und dabei ein Strohdach in Brand gesetzt. Von diesem Brand – bzw. danach – ist ein Foto erhalten geblieben (s.oben).bayer_hans_bay hof_feuerwehrfest_Feuerspritz der FFW Voithenthan

Heute sehen wir die im Jahr 1903 neu angeschaffte Feuerspritze der FFW Kornthan/ Voitenthan. Die von Pferden gezogene Pumpe führt Gastwirt und Metzgermeister Hans. Bayer. Aufgenommen wurde das Foto (irgendwann) im Hof des „Bayerischen Hofs“.

Bei der im Jahr 1903 angeschafften und in Dienst gestellten Feuerspritze handelte es sich – der Beschreibung nach – um eine vierrädrige, von Pferden zu ziehende und von 8 Mann zu bedienende Saug- und Druckspritze von der Firma Justus und  Christian Braun aus Nürnberg. Als Ausstellungsstück steht sie heute noch im Feuerwehrhaus Kornthan.

Die Spritze finanzierten damals ausschließlich die Bürger ohne Einschaltung der Gemeinde.

Die allererste Feuerlöschmaschine weit und breit jedoch war die 1862 von der Gemeinde Voitenthan angeschaffte Feuerspritze ohne Saugwerk. Bei der mit Hand betriebenen Spritze musste das Wasser oben mit Eimern hineingeschüttet werden. Untergebracht war sie in Muckenthal. 1871 waren zur Feuerspritze zusätzlich vorhanden: 2 Handspritzen, 12 Feuerleitern, 37 Feuereimer und 12 Feuerhaken.

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Die FFW Wiesau ist mit ihrem (offiziellen) Gründungsdatum 1. März 1873 zugleich auch der älteste Verein in der Wiesauer Marktgemeinde.  Wenige Jahre später – 1897 – wurde die Freiwillige Feuerwehr Schönhaid-Leugas gegründet. 23 Bürger aus Schönhaid und 4 Leugaser taten sich zusammen und gründeten den Verein.

Das wahrscheinliche (!) Jahr der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Voitenthan (das Gerätehaus steht in Kornthan) erfolgte 1903. In Voitenthaner Fall war man von der (geforderten) Gründung einer Wehr alles andere als begeistert. Lange Zeit wehrte man sich dagegen. Hier ein Auszug aus dem Gemeindebeschluß vom November 1900: „Es wurde den versammelten Gemeindebürgern der bezirksamtliche Auftrag vorgelesen und länger Beratung hierüber gepflogen. Während und am Schlusse derselben stimmten sämmtliche anwesende Bürger dahin überein, das sich in der Gemeinde Voitehnthan eine Freiwillige Feuerwehr überhaupt mit Erfolg nicht gründen lässt, nachdem die drei Ortschaften mit ihren Einöden jede von sich über 2 Kilometer voneinander entfernt sind und eine öftere Zusammenkunft oder Versammlugen an den Feiertagen geradezu ausgeschlossen und unmöglich ist. Auch befinden sich z. Zt. soviel wie gar keine Mitglieder zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr nachdem sich sämmtliche sich ausschließlich im hohen Alter befinden und auch Haussöhne und Dienstknechte nicht vorhanden sind, welche sich zur freiwilligen Feuerwehr eignen würden.“

1954 fand die Fahnenweihe statt. Besonders nach diesem Jahr feierte der Verein – vor allem am Kornthaner Weiher – zahlreiche Feste. Die Gemeinde Voitenthan – gehört seit der Gebietsreform am 1.1.1978 – zu Friedenfels.

Feuerwehren in Triebendorf, Muckenthal oder Schönfeld ist nicht bekannt.

(Bei den Rechtschreibfehlern handelt es sich um die damals übliche Schreibweise)

 

 


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